01. April 2014

„Emotionen sind die Kinder unserer Bedürfnisse.“

Magazin Pablo Interview - Ausgabe 2-2014

 

Du bist doch immer… schon bevorzugt worden!

Mit solchen und ähnlichen Vorwürfen begegnen sich häufig Angehörige, wenn es um die Verteilung des Erbes geht. Streitigkeiten sind hierbei an der Tagesordnung und können, ebenso wie erbittert geführte Rosenkriege zwischen Ehepartnern, nicht selten durch eine Mediation außergerichtlich beigelegt werden. Mediation wird auch erfolgreich bei innerbetrieblichen Konflikten und Vertragsstreitigkeiten zwischen Unternehmen eingesetzt.

Streiten kann jeder«, sagt Marita Korn-Bergmann, »interessengerechte Lösungen zu entwickeln ist hingegen eine Kunst.« Die Mediatorin und Fachanwältin für Familienrecht hat mit dem Instrument der Mediation hervorragende Erfahrungen gemacht, denn: »Im Gegensatz zu einem Gerichtsprozess und -urteil finden die Menschen hier selbst die Lösung, übernehmen Verantwortung und treffen eine Entscheidung, die von allen getragen werden kann – es gibt also keinen Gewinner oder Verlierer.« Wenn es um die Verteilung von Besitz oder Geld geht, sind Konflikte häufig vorprogrammiert. »Kein anderer Bereich ist so emotional besetzt und von Tabus begleitet wie das Erbrecht«, erklärt Marita Korn-Bergmann. »In Gesprächen brechen oft Uraltkränkungen und Familienprobleme auf. Diese starken Emotionen blockieren häufig die Lösungen.«

Wer den Weg zum Mediator sucht, ist an einer gütlichen und fairen Einigung interessiert, braucht aber die Unterstützung eines Dritten, denn: »Die Menschen sind oft voll und ganz in ihren Gefühlen gefangen und arbeiten nur die Gefühlsebene ab«, so Korn-Bergmann. »Das verklärt natürlich den Blick auf das Wesentliche, nämlich, dass es eigentlich materiell etwas zu teilen gibt.« Deshalb gilt es zunächst zu klären, worin der Konflikt besteht und was die Zielsetzung der Parteien ist. Die Hauptaufgabe des Mediators liegt darin, eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der die Beteiligten sich gegenseitig zuhören Er formuliert um, wiederholt, und nimmt die Vorwürfe heraus. Seine Aufgabe ist es, die Emotionen, die Verletztheiten herauszuhören und den Wunsch dahinter zu sehen und diesen sichtbar zu machen. »Jeder will Gerechtigkeit, dahinter flüchten sich die Leute«, so resümiert Marita Korn-Bergmann. Aber: »Was ist gerecht? Eine Verteilung nach Bedürftigkeit? Eine gleiche Verteilung oder vielleicht eine nach Leistung?« Jeder hat seine Sicht und speichert das als gerecht ab, was ihm gut tut. Wenn dieser Aspekt im Vorfeld nicht hinterfragt wird, kann auch keine für alle Seiten befriedigende Lösung gefunden werden. Alle diese Sichtweisen können im Gerichtsverfahren nicht berücksichtigt werden.

Gesprächsblockaden lösen

»Wir versuchen, das Ursächliche hinter dem Konflikt herauszufinden «, erläutert die Anwältin. Als Mediatorin übernehme sie dabei aber nicht die Rolle eines Therapeuten und könne auch keine Familiengeschichten auflösen. Aufgabe des Mediators ist es vielmehr, in möglichst kurzer Zeit durch eine glasklare Gesprächsführung Aggressionen und Vorwürfe herausnehmen und eine positive Kommunikationsebene zu schaffen. Der Mediator muss das Verfahren so lenken, dass die Beteiligten zuhören, füreinander Verständnis aufbringen und gemeinsam Lösungen finden.

 

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